Technisches Zentrum des Landesarchivs NRW

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Interview mit Matthias Frankenstein, Leiter der Restaurierungswerkstätten im Landesarchiv NRW

Herr Frankenstein, geben Sie uns bitte einen kurzen Überblick darüber, wie Ihr Tätigkeitsfeld beim Landesarchiv NRW ausschaut.

Im Fachbereich Grundsätze des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen bin ich für die Bestandserhaltung zuständig. Zu meinen Aufgaben zählen das Bestandserhaltungsmanagement und die konzeptionelle Arbeit, die mit der Aufgabe zur Bestandserhaltung einhergehen. Darüber hinaus leite ich die Restaurierungswerkstätten im Landesarchiv und bin verantwortlich für Konzeption und Durchführung der zu leistenden Arbeiten in den Werkstätten. Nennen möchte ich in diesem Zusammenhang die Vorgaben für die Aufbewahrungsmöglichkeiten und die Herangehensweise an verschiedene Tätigkeiten, die im Kontext zur Restaurierung stehen.

Als fachlicher Vorgesetzter der Mitarbeiter in diesem Bereich trage ich die Verantwortung dafür, dass Restaurierung im Landesarchiv NRW nach den in der Branche üblichen und anerkannten Regeln geschieht und die geleistete Arbeit den Archivalien eine langfristige Erhaltung sichert. Im Hinblick auf die Digitalisierung von Archivbeständen ist es meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass der Digitalisierungsprozess nicht zu Beeinträchtigungen des Originals führt. In die Planung von Digitalisierungsaufgaben, werde ich im Landesarchiv frühzeitig einbezogen, sowohl bei Projekten im eigenen Haus, wie auch bei Projekten, die wir im Rahmen einer Vergabe an Externe vergeben.

Welche Ausgangssituation hat Sie veranlasst über ein digitales Sicherungsverfahren nachzudenken?

In unserer Restaurierungswerkstatt im technischen Zentrum in Münster-Coerde, nutzten wir bereits längere Zeit ein Stativsystem mit Digitalkamera. Den Vorzustand des Objektes und die Restaurierungsarbeiten daran dokumentierten wir mit dem System, so ließen sich alle Arbeitsschritte und deren Ergebnisse später im Bild nachweisen. An dem Ablauf hat uns allerdings gestört, dass es relativ mühsam war gleichbleibende Ergebnisse zu erzielen. Die vielen Einzelschritte erforderten einiges an Zeit, die den Restauratoren später für ihre eigentliche Aufgabe fehlte. Gedanken habe ich mir deshalb dazu gemacht, wie man das bewährte Verfahren optimieren und bedienerfreundlicher gestalten könnte.

In dieser Phase der Auseinandersetzung mit dem Istzustand und der Überlegung wie es besser gehen könnte, ist mir der Archivscanner aufgefallen. Der Archivscanner schien mir, bis auf wenige, notwendige Änderungen in der Software, den Ablauf in unserer Werkstatt sehr positiv unterstützen zu können. Daher habe ich dann auch benschlossen ein solches System zur Beschaffung auszuschreiben.

Gibt es Argumente, die den Archivscanner, Sie nutzen ihn als digitales Sicherungssystem für die Restaurierungsdokumentation, besonders empfehlen?

Ja, wie schon erwähnt, ging es darum das eigentlich gute Verfahren zu verbessern. Wir als Restauratoren brauchen ja ein System, dass uns nicht einengt, wir müssen flexibel, bei ständig wechselnden Vorlagen, das zu restaurierende Objekt auf einen flachen Tisch auflegen können, um es digital zu erfassen. Ein Stativsystem bzw. der Archivscanner entspricht von den technischen Merkmalen unseren Aufgaben sehr gut. Insbesondere die nun durch die multidotscan Software mögliche Standardisierung und Bedienungserleichterung und den damit verbundenen Zeitgewinn für die Restauratoren, sind wichtige Argumente für mich gewesen die Beschaffung anzuregen.

Der Restaurator soll sich letztlich auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren. Die Technik zur Dokumentation seiner Arbeit muss für ihn einfach und intuitiv zu bedienen sein. Der Restaurator will sich auf die Technik verlassen können. Es ist für ihn essentiell wichtig, dass die  Digitalisierungsergebnisse über längere Zeit stabil und farblich gleichmäßig bleiben. Insbesondere der Papierton muss von der ersten bis zur letzten Aufnahme dem Original exakt gleichen bzw. darf nicht innerhalb der Dokumentationsreihe variieren. Mit dem Archivscanner sind  unsere Wünsche vollständig erfüllt worden.

Multidotscan setzen Sie als Software ein. Warum?

Unser altes Verfahren baute auf tiefere Kenntnis für Digitalkameras und deren professionelle Bedienung, die für Fotografen sicher gut geeignet ist, nicht aber für unsere Abläufe in der Digitalisierungswerkstatt. Mit multidotscan haben wir nun eine Software, die bereits mehr als 10 Jahre in zahlreichen Digitalisierungswerkstätten zum Digitalisieren von Kulturgut genutzt wird, das kommt uns sehr zugute. Nach dem Implementieren einiger zusätzlicher Funktionen, speziell für die Abläufe in einer Restaurationswerkstatt, unterstützt multidotscan unseren Ablauf nun optimal. Wir halten die bei uns üblichen Bearbeitungsschritte „Vorher-Während-Nachher“ mittels einfachen Touch auf den Monitor auseinander. Da die Software per Touchscreen bedient wird, ist das Arbeiten mit dem System sehr einfach. Der von multidotscan angebotene Liveview gestattet uns bereits vor der eigentlichen Aufnahme den Blick auf das spätere Bildergebnis. So kann das Original optimal positioniert und ergebnissicher aufgenommen werden.

Das vom System unterstützte Farbprofil garantiert nun endlich  eine einheitliche farbliche Darstellung  im gesamten Restaurierungsablauf. Letztlich ist es ja wichtig, dass feinste Farbveränderung für den späteren Betrachter der Restaurierungsergebnisse sichtbar werden. Das Auslösen der Aufnahme geschieht per Fußschalter, ein weiteres nützliches Detail. Der Restaurator hat nun beide Hände frei und kann so das möglicherweise fragile Original passend auf dem Aufnahmetisch positionieren. Der Einsatz von Hilfsmitteln, wie z. B. Glasstäbchen oder Keilen, wird erleichtert bzw. ist nun besser handhabbar. Die Datenausgabe, nach Abschluss der Restaurierung, ist konfigurierbar und konnte auf unserer Anforderungen hin in den Workflow einbezogen werden.So ist eine kontinuierliche und einheitliche Datenbereitstellung längerfristig gewährleistet.

Vielleicht gelingt es zukünftig die digitalen Befunde der Restaurierung in Präsentations- und Langzeitarchivierungsverfahren zu überführen. Sie könnten dem Wissenschaftler, aber auch dem Bürger, viel über die Genese des Objekts anlässlich seiner Restaurierung erzählen.

Herr Frankenstein, welches sind die Kriterien, die Ihnen bei Ihrer Entscheidung besonders wichtig gewesen sind?

Es gibt zahlreiche, einige möchte ich aufzählen:

  • Einfache, intuitive Bedienung
  • Schnelle Einweisung von Mitarbeitern
  • Jobaufruf sorgt für gleiche Einstellungen
  • Der nun verfügbare Lifeview
  • Freihändiges Auslösen der Aufnahme
  • Das Farbprofil ermöglicht farbkorrekte Bilder
  • Dokumentationsablauf standardisiert.

Kurzportrait Landesarchive Nordrhein-Westfalen

Das Landesarchiv mit seinen Standorten in Detmold, Duisburg und Münster, sowie dem technischen Zentrum in Münster-Coerde, zählt zu den größten Archiven im deutschen Sprachraum. Der Bestand umfasst ca. 160 Regalkilometer, davon allein 100 km am neuen Standort des Landesarchivs in Duisburg. Neben Urkunden, Akten, Amtsbüchern und Karten umfasst der Bestand auch Fotos, Filme, Tondokumente und elektronische Datenträger. In Einzelstücken geht die Überlieferung bis ins 7. Jahrhundert zurück.