Die Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Mitte eG (GDW Mitte) ist ein gemeinnütziger Verbund staatlich anerkannter Werkstätten für behinderte Menschen, die es ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglichen, uneingeschränkt am Erwerbsleben teilzunehmen. Durch den immer weiteren Ausbau der Digitalisierung entstehen viele neue Aufgabenbereiche und -felder, die die GDW nutzt, um die Mitarbeiter individuell nach ihren Fähigkeiten und Stärken in diese Positionen zu vermitteln.
Erfahren Sie mehr über die Arbeit der GDW in unserem Interview mit Thomas Hille, Projektleiter der GDW Mitte:
Bitte stellen Sie sich und Ihre Arbeit bei der GDW Mitte kurz vor.
Mein Name ist Thomas Hille, ich bin Projektleiter und seit 2007 bei der GDW Mitte tätig, wo ich für die Regionen Berlin und Brandenburg verantwortlich bin. Mein Ziel ist es, Menschen mit Handicap deren Teilhabe am Erwerbsleben zu ermöglichen.
Wie sieht Ihre tägliche Arbeit im Verbund aus?
In Berlin gibt es 17 Träger von Werkstätten mit ca. 10.000 Menschen mit Behinderung. Meine Arbeit liegt in der täglichen Akquise von Unternehmen, die Aufträge an Werkstätten vergeben. Wir machen alles von der Abwicklung des Auftrages bis zur Auftragsvergabe. Hierbei gilt es zu koordinieren, welche regionalen Werkstätten in der Nähe interessierter Unternehmen bzw. Auftraggeber liegen. Dann gilt es zu prüfen, welche Werkstätten sich um die Aufträge wie z.B. Digitalisierungsaufgaben kümmern können, da sich manche Werkstätten auf bestimmte Bereiche fokussiert haben (Lettershop, Aktenvernichtung, Gartenbau, etc.).
Zudem knüpfen wir viele Kontakte auch auf Fachmessen, wie z.B. auf der Archivistica, der größten nationalen Fachmesse für das Archivwesen.
In Kassel, unserem Stammsitz, organisieren wir als Veranstalter von Fortbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen Treffen zum Informationsaustausch für Werkstattleiter und Werkstattmitarbeiter untereinander.
Was macht eine Werkstatt für Menschen mit Handicap?
Werkstätten haben zum einen die Aufgabe Menschen mit geistiger Behinderung für den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten und zum anderen Menschen mit psychischen Krankheiten (z.B. Burn-Out) ein Erwerbsleben zu bieten. So werden Menschen mit geistiger Behinderung häufig in den Tätigkeitsfeldern der Konfektionierung, Gartenpflege oder Wäscherei eingesetzt. Menschen mit einer psychischen Erkrankung, die überwiegend vorher höherqualifizierte Berufe (Ingenieure, Manager) ausgeübt haben, werden zum Beispiel mit Digitalisierungsaufträgen beschäftigt. Wir vermitteln mit unseren Auftraggebern verschiedene Aufgaben, z.B. die Digitalisierung von historischen Archivbeständen oder Beleggut, an die Werkstätten. Unsere Auftraggeber können sich dann vor Ort bei den Werkstätten die optimale Scanarbeit anschauen und sich von den Ergebnissen überzeugen.
Welche Technik wird eingesetzt, um Kulturgut zu erfassen? Gibt es ein Beispiel?
Als Beispiel kann man die Faktura gGmbH in Berlin nennen. Dort wird der Archivscanner von Walter Nagel eingesetzt. Unter der Leitung von Wolfgang Petersen werden hier Fotobestände des Philipp-Holzmann Archives oder die historischen Bestände des Zirkus Busch digitalisiert.
Wie schätzt die GDW die Zukunft der Digitalisierung ein?
Da der Anteil an Menschen mit psychischen Erkrankungen zunimmt, werden viele Arbeitsfelder im Bereich der Digitalisierung ermöglicht. Menschen aus höherqualifizierten Berufen sind sehr aufgeschlossen, um zum Beispiel Scanarbeiten für ein paar Stunden am Tag zu übernehmen. Wir würden es demnach sehr begrüßen, wenn wir mehr Digitalisierungsaufträge an Werkstätten vermitteln können.
Die Spezialdigitalisierung mit Buch- oder Archivscannern ist besonders interessant für Werkstätten, weil der Wettbewerb nicht so groß ist wie bei der klassischen Belegdigitalisierung. Zudem kommen hier die Stärken der Mitarbeiter besser zum Tragen.
Kurzportrait:
Die Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen Mitte eG wurde 1995 gegründet. Sie ist ein gemeinnütziger Verbund staatlich anerkannter Werkstätten für behinderte Menschen, die in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Hessen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz tätig sind. Darüber hinaus ist die GDW ein fester Bestandteil eines bundesweiten Werkstätten-Netzwerkes.
Die Genossenschaft der Werkstätten hat als zentraler Ansprechpartner die Aufgabe, Anfragen und Aufträge an die Werkstätten aufzunehmen, zu planen, sie zu beraten und die Umsetzung zu koordinieren.