Stadtarchiv Waldkirch
Interview mit Juliane Geike, ehem. Leiterin des Stadtarchivs Waldkirch
Stellen Sie sich doch bitte kurz vor.
Das Stadtarchiv Waldkirch beherbergt die Unterlagen der Kreisstadt Waldkirch und der fünf eingemeindeten Dörfer. Das Stadtarchiv gehört dem Dezernat Kultur, Bildung und Soziales an, der Leiter des Kulturmanagements hat auch die Federführung im Archiv. Das Tagesgeschäft erledigen 2 Vollzeitäquivalente, mit einer Archivarin in Vollzeit, einem FAMI und einer FSJlerin, die jeweils hälftig im Archiv beschäftigt sind.
Welche Erfahrungen haben Sie in der Vergangenheit mit dem Thema „Digitalisierung“ gemacht?
In unserem kleinen Kommunalarchiv ist vor allem eine Schutzdigitalisierung wichtig. Häufig angefragte Bestände, aber vor allem Protokoll- und Grundbücher sowie die regionalen Zeitung ab 1900 wurden extern digitalisiert und auf Mikrofilm langzeitgesichert. Die Originale sind nun vor zu häufigem Gebrauch geschützt. Es handelte sich dabei um die Digitalisierung mehrerer Regalmeter auf einmal.
Welche Probleme, Aufgaben und Anforderungen haben dazu geführt, dass Sie einen Scanarbeitsplatz im Archiv eingeführt haben?
Externe Digitalisierungsfirmen bieten kaum noch die Mikrofilmablichtung an, ein sehr gewichtiger Grund, Digitalisierungsaufgaben an externe Kräfte zu vergeben, fiel damit weg und für uns wichtige Unterlagen sollten nun auch selbst in Kleinmengen digitalisiert werden können (weg von abgeholten Regalmetern hin zu Einzelaktendigitalsierung).
Warum haben Sie sich für den kamerabasierten Archivscanner entschieden und welche Vorteile bietet er Ihnen in der täglichen Arbeit?
Grundsätzlich bestand zuerst der Wunsch, einen Buchscanner anzuschaffen, mit dem ich bereits in der UB Freiburg Erfahrung sammeln konnte. Die Kosten allerdings wären einem Gemeinderat nicht wirklich vermittelbar gewesen und es bestand auch das grundsätzliche Bedenken, dass bei einem kompakten System der Ausfall eines Bauteils eine möglicherweise aufwendige und teure Gesamtreparatur bedeuten würde.
Mit dem Erkennen, dass Ihre Firma auch eine Einzelkomponentenlösung mit Software und frei erweiterbaren bzw. bei der Kamera auch leicht optimierbaren Einzelteilen anbietet, war schnell klar, welches System für uns eher in Frage käme.
Grundsätzlich standen die Mittel für externe Digitalisierung bereits zur Verfügung und durch die Möglichkeit, die Kosten des Systems auf zwei Haushalte aufzuteilen, war es leicht, den Gemeinderat von der Anschaffung zu überzeugen.
Gewünscht wurde ein System in A2, auch im Hinblick auf noch gar nicht digitalisierte Pläne und überformatiger Bilder. Dieses wäre, bei den damals am Markt befindlichen Buchscannern, für uns nicht bezahlbar und wohl auch mit unseren räumlichen Möglichkeiten nicht umsetzbar gewesen. Das jetzige System bildet Formate etwas über A2 ab und ist für unsere wichtigsten Unterlagen – wie auch aufgeklappte Zeitungen im Berliner Format – ideal. Die Verstellbarkeit der Kamera erlaubt auch Makroaufnahmen, auch wenn diese noch nicht hinreichend genutzt wurde
Wie nutzen Sie dieses Gerät heute und was haben Sie perspektivisch damit vor?
In erster Linie nutzen wir den Archivscanner für die folgenden Arbeiten.
- Digitalisierung von Zeitungsbeständen ab 1945
- Digitalisierung „on demand“ für Archivnutzer – durch die Archivmitarbeiter oder die Nutzer selbst –
- Schutzdigitalisierung einzelner Pläne, Akten, Bücher und Bilder
- Digitalisierung von Leihgaben für Ausstellungen
- Andere städtische Einrichtungen können den Scanarbeitsplatz auch verwenden. Das Museum hat z.B. spiegelfreie Ablichtungen von historischen, gerahmten Bildern angefertigt, damit diese nicht extra geöffnet werden müssen.
In Zukunft möchten wir die Nutzung um ein paar neue Anwendungsfälle erweitern.
- Mit Durchlichtplatte hochauflösende Bilder von Siegeln anfertigen
- Makrodigitalisierung von Dia’s ausprobieren
- Urkundenbestand vollständig digitalisieren (wahrscheinlich unter einer Glasplatte um die Bruchpfalzen zu entschärfen)
- Die Nutzung für Externe Nutzer mit Gebühr ermöglichen. Diese neue Dienstleistung muss allerdings erst in die Verwaltungsgebühren aufgenommen werden. Dann möchten wir eine Pressemitteilung herausgeben, um die Bürger auf das Angebot aufmerksam zu machen.
Stadt Waldkirch
Die große Kreisstadt Waldkirch liegt etwa 16 Kilometer nordöstlich von Freiburg im Breisgau am Ausgang des Elztals. Mit 21.000 Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt im Landkreis Emmendingen. Durch die vielfältig gegliederte Umgebung ist Waldkirch besonders abwechslungsreich. Das spiegelt sich auch in den vier Stadtteilen Buchholz, Suggental, Siensbach und Kollnau wieder.
Textauszug der Homepage der Stadt Waldkirch.